Die Anfänge der TGRN
von F. RobillerUm in dem neu zu gründenden Land Thüringen und seinen Institutionen neben den Vertretungen anderer medizinischer Fachrichtungen auch der Radiologie eine Stimme zu verleihen, trafen sich am 8. März 1990 in Weimar etwa ein Dutzend Radiologen, Strahlentherapeuten, Nuklearmediziner und in diesen Fächern tätige Naturwissenschaftler aus den drei Bezirken Erfurt, Gera und Suhl zur Konstitution einer Thüringischen Gesellschaft für Radiologie. Doz. Dr.sc. med. F. Robiller wurde einstimmig zum amtierenden Vorsitzenden gewählt. Nun musste rasch eine Mitgliederversammlung anberaumt werden, zu der möglichst viele Interessenten vorwiegend durch Mund-zu-Mund-Propaganda eingeladen wurden.
Wichtig war die baldige Präsenz einer wissenschaftlichen Gesellschaft für Radiologie neben dem Berufsverband der Radiologen einerseits für die Interessenvertretung der Radiologie im Konzert der medizinischen Fachrichtungen bei Landesärztekammer und Kassenärztlicher Vereinigung, andererseits hofften wir auch, aus dem Vermögen der sich wahrscheinlich auflösenden „Gesellschaft für Medizinische Radiologie der DDR“ eine Starthilfe zu erhalten. Für eine erste Mitgliederversammlung war es notwendig, den Entwurf einer Satzung der Gesellschaft vorzulegen. Hier engagierte sich besonders Herr Dr. H. Kiekbusch (Meiningen). Diese Versammlung konnte bereits 6 Wochen später am 28.4.1990 in Erfurt stattfinden.
Als Ziel der Gesellschaft wurde im Satzungsentwurf definiert: § 1/3 : Zweck der Thüringischen Gesellschaft ist die Förderung der medizinischen Radiologie und Nuklearmedizin in praktischer Ausübung, Lehre und Forschung und die Herstellung und Vertiefung von Beziehungen zu anderen medizinischen Fächern und ärztlichen Organisationen. In den ersten Vorstand wurden gewählt: Doz. Dr. sc. med. F. Robiller (Weimar) – Vorsitzender, Dr. sc. med. K. Bettenhäuser (Arnstadt) – 1. Stellvertreter, Doz. Dr.sc. med. K. Keinert (Erfurt) – 2. Stellvertreter. Dr.-Ing. E. Klose (Erfurt) und Schatzmeister. Frau Dr. Folger (Weimar) wurde vom Vorstand zur Schriftführerin berufen.
In den folgenden drei Jahren konzentrierte sich die Arbeit besonders auf die Erstellung und Abstimmung einer Weiterbildungsordnung mit der Landesärztekammer einschließlich der uns DDR- Radiologen fehlenden Ausbildung in CT und MRT. Eine intensive Zusammenarbeit entwickelte sich dabei mit dem Berufsverband der Radiologen, vertreten durch Dr. Heuer (Nordhausen). Eine sehr gute Unterstützung erhielten wir in den ersten Jahren durch die Herren Prof. Kuhn und Prof. Hass aus der Hessischen Gesellschaft für Medizinische Strahlenkunde.
Zahlen und Fakten
von H.-J. Strauß unter Mitarbeit von H. Eger und F. RobillerNoch vor der offiziellen Wiedergründung des Landes Thüringen (14.10.1990) gründete sich am 8.3. 1990 in Weimar die „Thüringische Gesellschaft für Radiologie und Nuklearmedizin“ (TGRN). Die Initiative ging von den Herren Doz. Dr. F. Robiller (Weimar), Prof. Dr. F. Glaser (Erfurt), Prof. Dr. D. Kob (Jena) und Dr. H. Kiekbusch (Meiningen) aus. Anwesend waren ein gutes Dutzend Radiologen, Nuklearmediziner und Naturwissenschaftler.
Innerhalb kürzester Zeit wurde insbesondere dank des Engagements von H. Kiekbusch in Anlehnung an Satzungen radiologischer Regionalgesellschaften der BRD ein Satzungsentwurf erarbeitet und dieser auf der ersten Mitgliederversammlung am 28. April 1990 im Hörsaal der Chirurgischen Klinik der Medizinischen Akademie Erfurt diskutiert. Leider sind keine Zahlen verfügbar, wie viel Radiologen, Strahlentherapeuten, Nuklearmediziner und Naturwissenschaftler aus diesen drei Disziplinen sich damals in Erfurt trafen, aber in meiner Erinnerung war der Hörsaal gut gefüllt. Die interessierten Kolleginnen und Kollegen kamen aus den drei Bezirken Erfurt, Gera und Suhl, die im gleichen Jahr in das wiedergegründete Thüringen aufgingen.
Während der DDR-Zeit gab es keine regionalen wissenschaftlichen Gesellschaften der Radiologen, jedoch auf den Ebenen der Bezirke eine regelmäßige Weiterbildung für Ärzte und auch das mittlere medizinische Personal unter der Verantwortung des sogenannten Bezirksradiologen. Als radiologisch-wissenschaftliche Gesellschaft existierte in der DDR die „Medizinisch – Wissenschaftliche Gesellschaft für Röntgenologie in der DDR“ seit 1954. 1966 erfolgte die Umbenennung in „Gesellschaft für Medizinische Radiologie in der DDR“ (ein Jahr später wurde das „in“ aus dem Namen gestrichen) mit verschiedenen Arbeitsgemeinschaften und Sektionen. Aus der Sektion Nuklearmedizin ging 1982 die „ Gesellschaft für Nuklearmedizin der DDR“ hervor (s. hierzu auch: Zeiler, Anke; H. Platzbecker; Th. Herrmann „Zur Geschichte der Gesellschaft für Medizinische Radiologie der DDR“ Dresden 2008). [...]
Am 11.12.1991 wurde die TGRN als Verein unter der Registernummer 610 in das Vereinsregister beim Kreisgericht Erfurt eingetragen. Die Hauptaktivitäten der ersten Jahre lagen auf administrativen Gebiet: Vertretung der radiologischen Interessen in der Landesärztekammer, Neuordnung der Aus- und Weiterbildung, Zusammenarbeit mit KV und Berufsverband der Radiologen, vertreten durch Dr. H.-H. Heuer (Nordhausen) und später Dr. F. Gaerisch (Erfurt). Hilfe und Unterstützung erhielt die TGRN durch die Hessische Gesellschaft für Medizinische Strahlenkunde und die Vereinigung Südwestdeutscher Radiologen und Nuklearmediziner. Gemeinsame Tagungen der TGRN dieser drei Gesellschaften gab es wahrscheinlich erstmals 1995.
Im Januar 1993 übernahm Prof. Dr.med. habil. H. Eger (Bad Berka, Saalfeld) den Vorsitz, als 1. Stellvertreter verblieb Doz. Dr.med. habil. F. Robiller und desweiteren Dr.med. habil. K. Bettenhäuser im Vorstand. Herr Prof. Eger erklärte sich ausdrücklich bereit, für eine Legislaturperiode den Vorsitz zu übernehmen, um in einer Zeit des Umbruches in vielen Kliniken die Kontinuität zu wahren und dann die Geschicke der Gesellschaft in jüngere Hände zu legen. Der Schwerpunkt der Arbeit wurde auf die Ausarbeitung von Vorschlägen für Aus- und Weiterbildung sowie Spezialisierung im Fachgebiet gelegt, um in der Landesärztekammer sich aktiv in die Diskussion zur Weiterbildung einbringen zu können. Die ansatzweise Bildung von Fachgruppen für spezielle Gebiete der Radiologie sollte dies fördern.
Neben der Zusammenarbeit mit den hessischen Radiologen (Einladung zur Tagung in Bad Nauheim 1993) suchte Prof. Eger auch den Kontakt nach Sachsen (Schreiben v. 5.2. 1993 an den Vorstand der SRG), wohlwissend, dass sich viele gemeinsame Interessen der Radiologen in den beiden neuen Bundesländern ergeben würden und gemeinsames Handeln die Position der Radiologen beider Länder stärken könnte. Wie wir wissen, dauerte es noch einige Jahre bis zur Verwirklichung.
Dass es Prof. Dr.med. habil. St. Basche (Erfurt) mit viel persönlichem Einsatz und Geschick gelang, die ehemalige „Dreiertagung“ der Radiologen, Angiologen und Gefäßchirurgen als „Angiologie-interdisziplinär“ über die Wende zu retten und fest in Weimar zu etablieren, war auch ein Glücksfall für unsere Gesellschaft. Diese Tagung findet seit 1990 statt und steht unter der Schirmherrschaft der TGRN seit 1992.
Wie von den “Vätern” der Gesellschaft gewünscht, sollten alsbald jüngere Radiologen die Geschicke der TGRN steuern. 1996 wurden in den neuen Vorstand gewählt:
- Univ.-Prof. Dr.med. habil. St. Basche (Erfurt) – Vorsitzender
- Frau PD Dr.med. habil. K. Hofmann-Preiß (Gera) – 1. Stellvertreter
- Dr. J. Leonhardi (Bad Berka) – 2. Stellvertreter und Schriftführer
- Dr.-Ing. E. Klose (Erfurt) – Schatzmeister
Nachdem Herr Klose 1999 auf eigenem Wunsch ausschied, wurde der Vorstand mit dem neuen Schatzmeister Dr. M. Knappe (Erfurt) für die nächsten drei Jahre bestätigt. Im Januar 1997 stimmte die Mitgliederversammlung einstimmig der überarbeiteten neuen Satzung zu.
1998 fand in Radebeul eine erste gemeinsame sächsisch-thüringische Tagung statt. Da die Zusammenarbeit etwas „holperte“, war sie sächsisch dominiert und erst der im Mai 1999 unterzeichnete Kooperationsvertrag zwischen der sächsischen und thüringischen Gesellschaft schaffte die Voraussetzungen für die bis heute währende gute Zusammenarbeit und die gemeinsamen Jahrestagungen. Ab 2000 werden die gemeinsamen Tagungen gezählt, so dass wir in diesem Jahr in Zeulenroda die 11. Tagung veranstalteten.
Seit 1999 beteiligte sich unsere Gesellschaft auch an dem von Prof. R. Kachel (Erfurt) 1992 inauguriertem jährlichen “Interdisziplinären neurowissenschaftlichen Symposium” in Erfurt bis zu Kachels Wechsel nach Dessau 2002. Seit 1999 liefen die Bestrebungen zum Aufbau einer Internetseite, besonders gefördert von Leonhardi (Bad Berka) und Grell (Erfurt), zeitweise von der Schering AG unterstützt und seit 2003 im jetzigen Outfit über die Fa. loris .tv betrieben und dankenswerter Weise von Herrn Patzner (Erfurt) gepflegt. 2002 übernahm Frau PD K. Hofmann-Preiß den Vorsitz und Dr.med. habil. H.-J. Strauß (Bad Berka) löste Herrn Dr. Leonhardi ab. Im gleichen Jahr spendete die Gesellschaft 5000 Euro in der Aktion „Radiologen helfen Radiologen“ für durch die Hochwasserkatastrophe geschädigte sächsische Radiologen.
2004 verließ Frau PD K. Hofmann-Preiß bedauerlicherweise Thüringen und ging nach Erlangen zurück. In den Vorstand wurde Frau Dr. C. Eger nachgewählt und Herr Prof. Basche übernahm erneut den Vorsitz. Im gleichen Jahr fand in Weimar die Jahrestagung der TGRN und SRG gemeinsam mit der Bayerischen Röntgengesellschaft statt. Diese Veranstaltung konnte auch auf Grund des breiten wissenschaftlichen Angebotes aus den drei Gesellschaften in Parallelveranstaltungen die bisher höchste Teilnehmerzahl erreichen. Aus dem Erlös wurden 3451 Euro für den Wiederaufbau der abgebrannten Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar gespendet. Bei den Neuwahlen 2005 wurde der Vorstand in seiner Funktion bestätigt, Herr Strauß übernahm den Vorsitz.
Das Sekretariat der Gesellschaft wurde seit 1996 dankeswerter Weise gewissenhaft von Frau Römer (Erfurt) geführt.Zu all unseren Jahrestagungen findet auch eine Weiterbildungsveranstaltung des dtva für RadiologieassistentInnen statt.
Über lange Jahre lag die Organisation und Leitung in den Händen von Frau Lenz (Erfurt). Wir danken ihr und ihrer Nachfolgerin Frau Borsch (Suhl) für die gute Zusammenarbeit. Über die zusätzlich zu den Jahrestagungen durchgeführten Weiterbildungsveranstaltungen informiert. In den letzten Jahren hat sich besonders Frau Dr. C. Eger (Erfurt) um die Organisation und Durchführung verdient gemacht.
Die 1990 beschlossene Satzung wurde erstmals 1/97 revidiert und im folgenden nur noch zweimal in kurzen Passagen mit Zustimmung der Mitgliederversammlung geändert. Im September 2008 wurde eine überarbeitete Satzung und eine aktualisierte Wahlordnung der Mitgliederversammlung zum Beschluss vorgelegt und gebilligt.
Um auch jüngere KollegInnen an der wissenschaftlichen Tätigkeit und Gestaltung der Tagungen zu interessieren, wurde für die Gemeinsamen Tagungen ein Vortragspreis ausgelobt. Leider war das Interesse gering, so dass nach einigen Jahren (2005) dieses Vorhaben wieder aufgegeben wurde.
Besser etabliert hat sich der Wissenschaftspreis, der nach dem gemeinsamen Statut seit 2007 für Veröffentlichungen und Promotionen auf Antrag und nach Bewertung durch zwei unabhängige Gutachter durch die Vorstände beider Gesellschaften vergeben werden kann. Zur Förderung von Mitgliedern in Facharztausbildung vergibt die Gesellschaft auf Antrag Beihilfen zum Besuch von Fortbildungsveranstaltungen. Dies wurde eher selten in Anspruch genommen. Die Anzahl unserer Mitglieder stieg von 56 im Jahr 1993 auf 137 im Jahr 2007 und erreichte 2010 160.
Im September 2010 fand in Zeulenroda die 11. Gemeinsame Tagung statt, wobei beide Gesellschaften ihr zwanzigjähriges Bestehen feiern konnten. Vertreter beider Gesellschaften äußerten sich zufrieden über die Zusammenarbeit und möchten diese auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Während des Gesellschaftsabendes wurden die Gäste durch H. Platzbecker und H.-J. Strauß an einzelne Episoden aus den letzten zwanzig Jahren erinnert.
Während wir Thüringer beschlossen haben die Geschichte der TGRN lediglich auf unserer Internetseite zu veröffentlichen, überraschten die Sachsen mit der Herausgabe ihrer Erinnerungen in Buchform (N.Abolmaali „20 Jahre SRG – Sächsische Radiologische Gesellschaft e.V.“ ISBN 978-3-032074-3). Hier ist insbesondere zum Nachschlagen die vollständige Angabe aller Tagungsprogramme auch für uns Thüringer interessant. Während der Mitgliederversammlung am 18. September 2010 erfolgte eine vorgezogene Neuwahl des Vorstandes. Wir wünschen dem neuen Vorstand und uns allen einen guten Start in das 3. Jahrzehnt unserer Gesellschaft.
Radiologische Geschichte in den Röntgenmuseen in Europa
In Remscheid-Lennep, Deutschland, der Geburtsstadt von Wilhelm Conrad Röntgen, 1845 geboren, befindet sich das Deutsche Röntgenmuseum: http://www.roentgenmuseum.de/.
In Opole, Polen gibt es das Röntgenstrahlenmuseum: http://www.muzeum.po.opole.pl/.
Das Museo della radiologia befindet sich im Institut für Physik der Universiät Palermo, Italien: http://www.pmocard.it/en/Convenzionati/275/museo-della-radiologia.
Das belgische Museum für Radiologie ist im Militärkrankenhaus in Brüssel zu besichtigen: http://www.radiology-museum.be/index.php/en/.